FAQ

 

Warum gibt es eine Feministische Pornopreis-Verleihung?
Weil wir von unzähligen schlechten, degradierenden und klischeehaften Pornos überschüttet werden und wir Pornos mit höheren Niveau sehen wollen. Die Antwort auf schlechten Porno lautet nicht gar kein Porno, sondern besserer Porno! Mit dem Award wollen wir zelebrieren, dass es eben Alternativen zu den diskriminierenden Mainstream-Pornos gibt.

Also ist PorYes die Antwort auf PorNo?
Nein, wir unterstützen die PorNo-Kampagnen von Alice Schwarzer, richten uns gemeinsam gegen Diskriminierungen, sexistische und rassistische Darstellungen und die Pornografisierung im Alltag. Wir ziehen allerdings andere Schlüsse: wir wollen einvernehmliche Sexualität von Erwachsenen positiv dargestellt sehen und künstlerische sexuelle Ausdrucksweisen honorieren. Wir wollen alle Personen jeglichen Alters, Geschlechtes, Herkunft, Identität in der Entfaltung ihrer Sexualität unterstützen.

Warum ist Porno überhaupt notwendig bzw. brauchen wir Pornos für Frauen?
Als sexpositive Feministinnen denken wir, dass erotische Fantasien eine Kraftquelle sind und wollen allen, besonders aber Frauen, die Möglichkeit geben, ihre sexuellen Träume und Vorstellungen auch pornografisch umzusetzen oder umgesetzt zu sehen, jenseits der Mainstream-Pornos. Sich selbst und unsere Begehren repräsentiert zu sehen ist für eine realistischere Auffassung von Sex relevant. Sex-positive Pornografie liefert durchaus sexuelle Informationen und bietet Anregungen und Weiterbildung.

Ist überhaupt eine Nachfrage da?
Leute fragen so oft, warum ihre Fantasien oder sexuellen Vorstellungen nicht im Porno widergespiegelt werden. Tatsächlich ist die Nachfrage nach „frauenfreundlichen“ und „sexpositiven“ Pornos ist enorm gestiegen, ebenso wie die Sensibilität für Rassismen und Sexismen. Auch in den Medien wird ständig über feministische Pornos diskutiert, selbst herkömmliche Porno-Produktionen bieten jetzt Frauenpornos an, die aber oftmals Mogelpackungen sind.

Was ist denn das Besondere am feministischen Porno?
Ganz essentiell ist die Darstellung von weiblicher Lust und dem Genuss an der Sexualität. In herkömmlichen Pornos sehen die Frauen meist abgekämpft und fertig aus, als ob sie aus einem Krisengebiet kommen, was ja meistens so ist. Dabei ist es wichtig zu zeigen, dass sie auch Spaß haben! Die Darstellung ihrer Lust sollte außerdem die übliche Palette von Mainstream-Pornos überschreiten und nicht linear auf den männlichen Höhepunkt hinarbeiten. In feministischen Pornos ist Sexualität einvernehmlich, sowohl für die Charaktere als für die Darsteller_innen. Vielfalt – der Repräsentationen, der Praktiken, der Körper… – ist noch eines der Kriterien, ebenso wie das maßgebliche Mitwirken von Frauen.

Wo bleiben die Männer?
Viele Männer haben es auch satt, immer die gleichen langweiligen Einwegpornos vorgesetzt zu bekommen und wünschen sich Alternativen. Wir wollen im übrigen sex-positive Darstellung von allen Geschlechtern sehen, wir wollen die Vielfalt der sexuellen Orientierungen und der Körper feiern. Wir wollen alle dazu anregen, sich ganzheitlich schön zu fühlen.

Warum ist das Symbol eine Auster?
Die Auster ist ein Symbol für die weibliche Sexualität, sie hat aphrodisiatische Wirkung, ist sehr gesund und enthält alle wichtigen Nährstoffe.

Was bedeutet der Preis für Europa?
2006 haben die Kolleginnen von „Good for her“, dem ersten Frauen-Sexshop Kanadas, diesen Preis ins Leben gerufen. Sie beziehen sich in erster Linie auf den amerikanischen Bereich und Kanada. Wir haben diese Idee aufgegriffen, weil wir hier in Europa aktuell Bewegung spüren. Der Pornomarkt öffnet sich ähnlich wie vor Jahren der Markt der Sexspielzeug-Industrie. Und wir haben jährlich im Oktober die weltweit größte Mainstream-Erotikmesse, Venus, in Berlin.
Als Antwort darauf gibt es seit 6 Jahren das „Porno-Filmfestival“, das alternative Produktionen zeigt. Uns allen gemeinsam ist der Wunsch, die herkömmliche Porno-Industrie zu revolutionieren.

Also Qualität statt Quantität?
Genau, und die Impulse kommen wie immer aus der Alternativ- und hier konkret aus der Frauenbewegung. Für Deutschland hat Laura Méritt schon auf dem Sextoy-Markt Farbe und gesunde Materialien ins Spielzeug-Sortiment gebracht und sich von den feministischen Kolleginnen aus den USA Unterstützung geholt. Die üblichen Toys waren und sind teilweise immer noch zu 90% aus giftigem Material. Traditionelle Sexshops und Pornoproduktionen arbeiten mit 200% Aufschlag, pflegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in Billiglohnländern, tragen erheblich zur Umweltverschmutzung in diesen Ländern bei. Deswegen ist es so wichtig, in Läden zu kaufen, die Wert auf ethische Bedingungen legen und Leute zu unterstützen, die anders denken und nachhaltig arbeiten. Es geht essentiell darum, die Vielfalt auf dem Markt zu erhalten, denn Vielfalt ist Reichtum.